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Barock - Geschichte in Oberschwaben

Das Gebiet zwischen Donau und Bodensee war jahrhundertelang zersplittert in verschiedene Fürstentümer, Reichsstädte, Klosterstifte usw. Von diesen wiederum waren es am ehesten die Reichsstädte und Reichsstifte, die über den kleinstaatlichen Tellerrand blickten. Mit überschaubaren - bürgernahen - Ordnungen, reibungslosem Funktionieren von Regierung und Verwaltung und gesundem Selbstbewusstsein boten sie der Entfaltung von Bau-und Bildkünsten gute Bedingungen: Das hieß für die Barockzeit ein unvergleichlicher Aufschwung.
Dieser barocke Kraftakt jener Zeit ging in vielen Fällen zwar zu Lasten der ausgebeuteten Untertanen, aber im Allgemeinen wurden Arbeitsplätze geschaffen, der Reichtum wurde auch auf die Untertanen verteilt und vor Allem wurden Begabungen erkannt und gefördert.
Aufgrund dieser Umstände wurden viele Impulse für die kulturelle Entwicklung des Landes freigesetzt. Vorbereitet, begleitet und mit dem größten Nachdruck vorangebracht wurde dieses Aufblühen der Künste und Wissenschaften vom Wiedererstarken des nachmittelalterlichen Benediktinertums. Parallel dazu wurden auch die anderen Orden, wie z.B. die Prämonstratenser, Zisterzienser, Deutscher Orden mobilisiert. Finanzen wurden von den meist aus dem Bürgertum stammenden Prälaten besorgt und verwaltet. Die geistigen Grundlagen trug das ganze Land, das durch das Trientiner Konzil zu neuem religiösen Leben erwacht war.

Nach den Verheerungen des dreißigjährigen Krieges bestand die dringende Notwendigkeit das Land wiederaufzubauen. Für Fürsten und geistlichen Herren die Gelegenheit neue künstlerische Formen und Ausdrucksweisen (vor allem aus Italien) aufzugreifen und die schöpferischen Kräfte im eigenen Land zu aktivieren und finanzieren.
Schaufreude in Verbindung mit einer das ganze Dasein umfassenden Lebensfreude wurde zum Kennzeichen der barocken Kultur. Nach dem jahrzehntelangen Krieg mit seiner zerstörerischen Kraft und der ständigen Gegenwart von Tod und Krankheit war diese überschäumende Lebensfreude Kennzeichen für den Willen zu einem neuen Anfang. Jedoch in der noch jungen Erinnerung wie vergänglich das Leben sein kann, war bei allen Kunstwerken der Gedanke an den Tod stets gegenwärtig.    Memento mori!
Die Künstler boten ihren Mitmenschen eine unmittelbare Anschauung des Himmels in den Kirchen und Festsäle an, gegen die beginnende Verunsicherung des Glaubens durch die Wissenschaften. Dem Rationalismus wird immer auch etwas Irrationales beigestellt: Illusion und Realität auf einem Bild.

Außerdem ist die Prachtentfaltung eine Möglichkeit der katholischen Kirche, sich gegen die Ausbreitung der Reformation Martin Luthers zu wehren. Die geistige Gegenreformation leiteten die Jesuiten ein.